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Radsport: Spätes Doping-Geständnis von Jan Ullrich

Spätes Doping-Geständnis von Jan Ullrich

Jahrelang galt Jan Ullrich als das deutsche Radsport-Idol schlechthin. Nicht zuletzt deshalb, weil es der heute 39-Jährige als bislang einziger Deutscher schaffte, das bedeutendste Radrennen der Welt, die Tour de France zu gewinnen. Seit seinem Triumph im Sommer 1997 auf der berühmten Frankreich-Rundfahrt hat das Ansehen Ullrichs aber enorm gelitten, nachdem schon Anfang des neuen Jahrtausends Gerüchte über einen Doping-Missbrauch aufkamen und er wegen Missbrauchs von Amphetaminen für sechs Monate gesperrt wurde.

Bis der Internationale Sportgerichtshof CAS im Jahr 2012 rückwirkend eine zweijährige Sperre aussprach und alle Resultate Ullrichs ab dem 1. Mai 2005 für ungültig erklärte, verging aber noch einige Zeit. Und zu diesem Zeitpunkt hatte Ullrich, der seine Karriere am 26. Februar 2007 offiziell für beendet erklärte, längst Abschied vom aktiven Radsport genommen.

Den Stein richtig ins Rollen gebracht hatte sein Ausschluss von der Tour de France 2006 aufgrund einer Verwicklung in den größten Skandal der Radsport-Geschichte, in dessen Mittelpunkt der spanische Arzt Eufemiano Fuentes stand und auch heute noch steht.

Spätes Geständnis sorgt für Kritik

Nach vielen Jahren des Schweigens, in denen Ullrich lediglich Verbindungen zu Fuentes eingeräumt, aber ein Doping-Geständnis strikt abgelehnt hatte, rückt der zweimalige Weltmeister im Einzelzeitfahren und Sieger im olympischen Straßenrennen 2000 nun wieder in den Mittelpunkt.

Im “Focus“ verriet Ullrich nun erstmals, was ohnehin schon längst alle wussten. Der ehemalige Radprofi räumte ein, beim spanischen Skandalarzt Fuentes Blut-Doping betrieben zu haben, betonte aber ausdrücklich, ansonsten keine anderen Dopingmittel verwendet zu haben. Als Grund für das Blut-Doping führte Ullrich an, er habe für „Chancengleichheit“ sorgen wollen und ließ dabei unausgesprochen, dass diese Art des Dopings im Profi-Radsport gang und gäbe war.

Für Thomas Bach, den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, kommen die Aussagen Ullrichs viel zu spät: “Für ein wirklich glaubhaftes Geständnis hätte sich Jan Ullrich schon vor einigen Jahren umfassend erklären müssen. Diese Chance hat Ullrich verpasst.“

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