Borussia Dortmund – vom Vorbild zum Krisenkind der Liga
Rasanter Fußball, schnelles Umschaltspiel, famose Torchancen – die hohe Kunst des Dortmunder Spiels, implementiert von einem sowohl leidenschaftlichen wie auch polarisierenden Trainer, hat über Jahre in der heimischen Bundesliga wie auch im internationalen Vergleich für Aufsehen gesorgt. Doch zum ersten Mal, seitdem Klopp die Mannschaft leitet, zeigen sich Zerfallserscheinungen.
Sportdirektor Michael Zorc sprach nicht lange um den heißen Brei herum. „Das ist die größte Krise der letzten Jahre“, ließ der Mann verlauten, der seine gesamte Profikarriere im Trikot der Westfalen verbrachte. Und seine Aussage ist mit einem Blick auf die Tabelle durchaus ernst zu nehmen. Den BVB trennt nur noch ein Punkt zu den Relegationsrängen.
Alle schlechten Dinge sind drei
Drei Niederlagen in Folge setzte es für die Schwarz-Gelben zuletzt, unter anderem die Pleite im Revierderby gegen den ungeliebten Nachbarn Schalke 04. Generell dient der BVB in dieser Saison bislang als Aufbaugegner für Mannschaften, die nur schwer in Tritt gekommen sind. So konnte der Hamburger SV, in der vergangenen Spielzeit noch beinahe in die Zweite Bundesliga abgestiegen, im Westfalenstadion gewinnen. Und auch die Kölner, bis zum Spiel gegen Dortmund noch ohne Sieg in der heimischen Arena, gewannen am vergangenen Samstag – bedingt durch einen Fehler von Torwart Roman Weidenfeller. Bei den Wettanbietern wie digibet.com ist die Quote der Dortmunder auf den Gewinn der ersten Meisterschaft nach dem Double 2012 abgestürzt.
Hat Dortmund das Siegen verlernt?
Von den acht bislang absolvierten Bundesligaspielen verloren die Mannen von Teilzeit-Choleriker Jürgen Klopp bereits fünf, lediglich gegen Augsburg und Freiburg konnten Siege eingefahren werden. Bayern München winkt mit 13 Punkten Vorsprung von der Spitzenposition der Tabelle, während sich bei den Dortmundern ob dieser mauen Ausbeute Frust einschleicht. Ein weiterer Grund für das bisherige Abschneiden ist bei einem Blick auf die Torbilanz zu erkennen: Während in den vergangenen zwei Spielzeiten nie mehr Gegentore als erzielte Treffer aufgeführt waren, ist dies in dieser Saison an sieben von acht Spieltagen der Fall.
Mit Lewandowski ging die Tormaschine
Ein Grund, der immer wieder für die fehlende Chancenverwertung angeführt wird, ist der Abgang von Topstürmer Robert Lewandowski zur Konkurrenz Bayern München. Der Pole, der in der vergangenen Saison mit 20 Toren der beste Schütze der Liga war, konnte durch die Neuzugänge Ciro Immobile und Adrián Ramos noch nicht gleichwertig ersetzt werden. Der Rückkehrer Shinji Kagawa zählt wie Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan eher zu den spielgestaltenden Feldspielern, die den finalen Pass liefern, aber nicht unbedingt für dessen Verwertung gemacht sind. Mit Ilkay Gündogan fehlte ein Leistungsträger wegen einer komplizierten Verletzung lange. Außerdem fällt der neue Kapitän Mats Hummels seit der WM eher mit Verletzungen und inkonstanten Leistungen als mit seiner grandiosen Spieleröffnung auf.
Kann der BVB endlich seine Qualität ausspielen?
Lokalnachbar Schalke 04 steht vor den Dortmundern, im Spiel wechseln sich schöne Aktionen mit eher unschönen Ballverlusten ab, und die neuen Spieler haben das System noch nicht gänzlich in seiner Komplexität verstanden. Wie in einer solchen Situation üblich, pfeifen die Spatzen in Form von ehemaligen Spielern und heutigen Experten eine interne Krise von den Dächern. Nun steht die Mannschaft vor entscheidenden Wochen in der Champions League und muss in der Liga gegen die Topteams aus München und Gladbach antreten. Höchste Zeit, um eine Wende einzuleiten – die Qualität dazu hat die Mannschaft.