Der deutsche Fußball entwickelt sich gut
Deutscher Fußball im Aufwind
Noch vor ein paar Monaten hätte wohl niemand gedacht, wie gut der deutsche Fußball nicht nur auf Bundesliganiveau, sondern auch auf europäischem Niveau geworden ist. Im Folgenden ein Erklärungsversuch.
Das Debakel von 2000
Einige Leser werden sich vielleicht noch an die peinlichen Auftritte unserer Nationalmannschaft im Rahmen der Europameisterschaft erinnern. Damals schieden wir schon in der Vorrunde aus – ein Szenario, das heute für viele kaum vorstellbar ist, haben wir doch eine junge, dynamische und vielversprechende Nationalelf bekommen. Zum Glück war der Fußball imstande, daraus zu lernen und die Witzeleien der Welt hinter sich zu lassen. Das Ergebnis bekommen wir heute, gerade aktuell durch ein deutsch-deutsches Champions League Finale, präsentiert. Diejenigen, die Champions League Finale Tickets für den 25. Mai haben, können sich hautnah davon überzeugen, dass sich etwas geändert hat, und zwar grundlegend.
Man setzt auf Qualität
Wie auch in Forschung und Wirtschaft gilt im Fußball das gleiche Prinzip: Wer investiert, kann, wenn alles so läuft wie geplant, später die Früchte seiner Investitionen ernten. Genau das dachten sich auch Vereine der Bundesliga. Das Ergebnis sind heute mittlerweile 46 zertifizierte sogenannte Leistungszentren, und in jedem dieser Leistungszentren können die aufgenommenen frischen Talente eine Rundum-Ausbildung genießen, von höchster Qualität natürlich. Was dabei herauskommt, sind super Spieler, die nicht nur auf das Spiel selbst vorbereitet sind, sondern auch auf die physischen und psychologischen Herausforderungen eines Profispielers. Mehr Infos zu Zahlen und Fakten finden sich hier.
Deutschland steht in Sachen Fußballerausbildung mittlerweile europaweit ganz vorne. Vor allem Spanien und England hinken weit hinterher. Juventus Turin, als eine der wenigen italienischen Mannschaften, hat das Konzept nun endlich auch für sich entdeckt.
Die Vorteile liegen nicht nur darin, eigene Spieler zu haben, deren Qualitäten man genau kennt, sondern auch darin, dass man auf dem Fußballtransfermarkt einige Spieler zu bieten hat. Das Wirtschaftsprinzip findet sich eben überall. Investition bringt Geld.
Dies wiederum hat zur Folge, dass unsere Bundesligavereine im Großen und Ganzen stabil auch durch die Krise gekommen sind, was man von anderen europäischen Mannschaften, die nicht auf Ausbildung gesetzt haben, sondern ihre Top-Spieler teuer einkaufen müssen, nicht sagen kann. Ein großer Vorteil für die Zukunft.
Erfolgreiche Beispiele
Ein Infoblatt des DFB aus dem Jahr 2011 führt einige Beispiele für erfolgreiche Spieler aus den Leistungszentren auf, zum damals zehnjährigen Jubiläum dieser Einrichtungen. Das Ergebnis: Es lohnt sich wieder, Fußballtickets zu kaufen, denn wir stehen auf absolut erstklassigem Fußballniveau. Nehmen wir einmal Thomas Müller, der mit erst 20 Jahren der absolute Torschützenkönig in der vergangenen Weltmeisterschaft in Südafrika war. Mario Götze, für Borussia Dortmund, zählt ebenso zur Riege der jungen Erfolgsgeschichten. Last, but not least, Manuel Neuer, ein Spitzentalent, das viele Vereine nur allzu gerne bei sich hätten.
Da braucht sich jetzt noch jemand wundern, dass Deutschlands Nationalmannschaft mittlerweile alles andere als eine Lachnummer ist und dass das Champions League Finale von Borussia Dortmund und Bayern München bestritten wird.
Die Aufzählung am Schluss lässt sich derzeit wirklich einfach fortführen: Reus, Götze, Kroos, Özil, Khedira, Hummels, Draxler, Gündogan, Sahin usw. usf. – alles Spieler, die sofort bei namhaften europäischen Clubs unterkommen könnten – WENN SIE ES NICHT SCHON WÄREN. Denn ein Engagement in der Bundesliga kann man heute schon schwer toppen. Und das gilt auch für den Verdienst. Wer will schon nach Spanien, wo man sein Gehalt vll. nicht regelmäßig gezahlt kriegt oder nach England, wo man dann für einen Scheich spielen darf…
Es gibt neben deinen aufgezählten, noch weitere Argumente, warum es der BVB und Bayern ins CL-Finale geschafft haben und einige weitere Clubs relativ weit (eigentlich nicht weit genug) in der Europa League: Die wirtschaftlichen Verhältnisse sehen in Deutschland im Vergleich sehr gut aus. Wenn wir die 2. und 3. Liga rausnehmen (in denen es schwer ist, wirtschaftlich zu bestehen, wenn man einen sportlichen Anspruch verfolgt), stehen die Bundesligisten glänzend da. Und das erarbeitet jeder Arbeitnehmer in Deutschland täglich mit. Nicht nur durch die GEZ oder das Sky-Abo für die TV-Gebühren oder Stadion-Tickets, sondern durch hervorragende Arbeit in den Großkonzernen, die letztlich nicht nur den FCB und den BVB durch Sponsoring finanzieren.
Zudem sind die Stadien gut gefüllt, was auch auf eine etwas zurückhaltendere Preispolitik der Vereine zurückzuführen ist. Auch wenn die Preise weiter steigen und teilweise wirklich unverschämt sind – aber sie sind immer noch günstiger als im „Mutterland des Fußballs“ oder Italien.
Was auch nicht vergessen werden darf: Die hohen Mitgliederzahlen, die neben TV-Einnahmen, Sponsoring und Ticketerlösen eine stabile finanzielle Grundlage für viele Vereine bilden. Und wenn mal eine Fananleihe rausgehauen wird, wie bei Köln oder Pauli, ist sie innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Bei der Jugendausbildung wurde tatsächlich sehr vieles richtiggemacht. Der Zustand lässt sich aber nur mit sehr viel Anstrengung halten und ausbauen, schon aufgrund der demographischen Kurve. Deshalb sollte der DFB mMn wirklich anfangen, Bolzplätze zu bauen und die ganz kleinen Vereine zu unterstützen – die ersten Fußballbegegnungs- und Ausprobierstädten sozusagen. Denn Geld ist vorhanden und wenn ein Funktionär 10 000 Euro weniger bekommt, können schon 2 Bolzplätze mit echten Toren und Zaun gebaut werden, in denen die nächsten Götzes heranwachsen.
Noch ein Punkt: Die Sehnsucht der deutschen Bevölkerung nach einem internationalen Titel ist hoch und auch die Kicker wollen endlich mal etwas gewinnen. Mit der CL hat es endlich geklappt und das ist ganz wunderbar. :-)